Praktische Hinweise

Anleitung zum Präparieren von Moosen

Eine wirklich zuverlässige Bestimmung der meisten Moosarten ist nur möglich, wenn man ein Mikroskop zur Verfügung hat und die gefragten Merkmale unter dem Mikroskop begutachten kann. Für die Herstellung der mikroskopischen Präparate und die Beurteilung makroskopischer Merkmale ist ein Stereomikroskop sehr nützlich. Sollten sie Hilfe bei der Anschaffung von optischen Geräten benötigen, berät sie gern Herr Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Im Folgenden geben wir einige Tipps, wie man erfolgreich Moose für die Bestimmung präparieren kann. Diese Tipps sind nur als Hinweise zu verstehen, denn es gibt daneben zahlreiche andere Möglichkeiten, Moose zu präparieren. Schlussendlich wird jeder seine eigene Methode entwickeln.

1. Grob-Diagnose von Auge, mit Lupe oder Stereomikroskop (Binokular)

  • Genau prüfen, ob das was untersucht wird auch zur gleichen Art gehört. Moose wachsen sehr häufig durcheinander und es kann sehr leicht passieren, dass die Kapseln zu einer anderen Art gehören, als die Blätter, die man zum Bestimmen präpariert hat.
  • Eine starke Lupe genügt, um viele Merkmale zu erkennen: Wuchsform und Verwzeigung, Blattform, -grösse und -stellung, evtl. Blattrippe, Anzahl, Form und Stellung von Sporophyten, Art des Peristoms, des Deckels, der Kalyptra, besondere Merkmale (Rhizoidenfilz, Protonema, Brutkörper), evtl. Art der Zellen (sehr gross, evtl. glatt - d.h. glänzend). Für weitere Merkmale müssen mikroskopische Präparate hergestellt werden.

2. Präparieren von Blättern

Blättchen präparieren
  • Immer mehrere Blätter (5–10) präparieren, da an einem Blatt selten alle Merkmale gut ausgebildet und gut zu erkennen sind.
  • Zum Präparieren Stämmchen mit einer Pinzette an der Spitze halten und mit einer zweiten Pinzette die Blätter einzeln nach unten abziehen (s. Abb.). Dadurch erhält man auch die Blattbasis, die häufig wichtige Merkmale liefert.
  • Bei kleinen Arten kann man auch einfach mehrere Blätter vom Stämmchen abschaben, indem man mit einer Pinzette auf dem Stämmchen nach unten fährt.
  • Die Blätter sollten immer aus dem mittleren Bereich eines Stämmchens oder Ästchens stammen (nicht von der Spitze oder der Basis), da diese am typischsten ausgebildet sind.
  • Bei pleurokarpen Laubmoosen Blätter von Stämmchen und Ästchen getrennt präparieren - oft ist die Form deutlich verschieden.
  • Immer einige Blätter mit der Unterseite und einige mit der Oberseite nach oben auf den Objektträger legen.
  • Manchmal ist es hilfreich ein ganzes Ästchen, eventuell mit zum Teil entfernten Blättern, zu mikroskopieren (z.B. zur Beurteilung von herablaufenden Blättern oder bei der Suche nach Paraphyllien).

3. Herstellen von Blatt- und Stämmchenquerschnitten

  • In einigen Fällen ist es erforderlich Querschnitte von Blättern herzustellen. Bei grösseren Arten können mehrere abpräparierte Blätter zu einem kleinen Stapel auf einem Objektträger übereinander gelegt werden, der mit einem Finger oder einem zweiten, darüber gelegten Objektträger fixiert wird und von dem mit einer Rasierklinge sehr viele, möglichst dünne Schnitte angefertigt werden. Dabei verwendet man den Fingernagel oder den Objektträger als Anschlag für die schneidende Klinge. So erhält man eine sehr grosse Anzahl Querschnitte unter denen sich meist auch einzelne finden, die dünn genug sind, dass die gefragten Merkmale beurteilt werden können. — Bei kleineren Moosen können in gleicher Weise auch ganze Ästchen (mit Blättern), bzw. ganze Pflanzen quer geschnitten werden.
  • Stämmchenquerschnitte fertigt man in ähnlicher Weise im mittleren Teil eines Stämmchens an. Bei grossen Arten kann es vorteilhaft sein, die Blätter vorher zu entfernen. Häufig ist das jedoch nicht nötig und man kann ein ganzes Stämmchen mit dem Finger auf einem Objektträger fixieren und wie oben beschrieben mit einer Rasierklinge zahlreiche Schnitte anfertigen. Dabei verwendet man mit Vorteil eine etwas ältere Rasierklinge, denn die z.T. etwas härteren Stämmchen lassen eine Klinge schnell stumpf werden. Möchte man allerdings Fotos der Querschnitte erstellen, muss man mit neuen Rasierklingen arbeiten.

4. Spezielle Hinweise zum Präparieren von Lebermoosen

  • Für die Untersuchung von Blättern und Querschnitten gilt im Prinzip das oben Gesagte.
  • Bei beblätterten Lebermoosen ist es häufig am besten und in vielen Fällen ausreichend, einige ganze Pflanzen zu mikroskopieren. Dabei muss ein Teil der Pflanzen mit der Bauchseite nach oben auf dem Objektträger platziert werden und ein Teil der Pflanzen umgekehrt. Dies ermöglicht, das Beobachten von Merkmalen auf beiden Seiten der Pflanzen.
  • Grosse, thallose Lebermoose begutachtet man am besten unter dem Binokular. Häufig ist es nötig, Querschnitte von Thalli anzufertigen. Man verfährt auch hier wie oben unter "Blatt- und Stämmchenquerschnitt" beschrieben. Dabei sollte man versuchen, ein solches Thallusstück zu wählen, das möglichst frei von Erde und anderen Verunreinigungen ist, denn diese stören später beim Mikroskopieren.
Peristom präparieren

5. Präparieren des Peristoms der Laubmoose

  • Der Zahnkranz (Peristom) der Laubmooskapsel wird wie folgt präpariert: Zahnkranz kurz unterhalb der Ansatzstelle von der Kapsel mit einer scharfen Rasierklinge abschneiden (s. Abb.); den Zahnkranz mit der Schnittstelle auf einen Objektträger legen und von oben mit der Rasierklinge halbieren. Falls sehr viele Sporen vorhanden sind, diese in wenig Wasser entfernen. Eine Hälfte des Zahnkranzes mit der Aussenseite, die andere mit der Innenseite nach oben auf einen Objektträger legen und mikroskopieren.

6. Durchführen von Messungen

Zellen messen
  • Messungen von Zellen unter dem Mikroskop können mit einem Okularmikrometer durchgeführt werden. Dies ist ein Okular auf dem eine feine Skala eingraviert ist, die man beim Mikroskopieren über dem Objekt sieht. Um z.B. die Zellgrösse in Mikrometern zu erhalten, muss man die ermittelte Anzahl Einheiten auf der Okularskala, mit einem bestimmten Umrechnungsfaktor multiplizieren. Dieser Faktor ist für jedes Objektiv verschieden und variiert je nach Gerät. Er muss vorher durch Eichung mit Hilfe eines Referenzmassstabs für jedes Objektiv ermittelt werden. Als Referenzmassstab dient in der Regel ein Objektträger mit einer eingravierten Millimeterskala.
  • Grössere Blätter und Stämmchen können auch einfach mit einem Linear unter dem Binokular gemessen werden.

 

Autorin H. Hofmann  6.2011