Geschichte der Bryologie in der Schweiz

Vom Sammeln und Bestimmen

Mikroskop
Links: historische monokulare Durchsichtlupe. Rechts: modernes
binokulares Mikroskop. Quelle: ISEB, Universität Zürich

Sammeln

In einem zeitlichen und lokalen Kontext gesammelte Moosbelege sind eine wichtige Grundlage für eine historische Aufarbeitung der Geschichte der Erforschung der Moose. Allerdings ist die Qualität dieser Belege oft sehr unterschiedlich. Frühe Sammler verzichteten meist auf eine Datierung und eine genauere Fundortsangabe, was den wissenschaftlichen Wert deutlich vermindert. Auch ökologische Angaben fehlen häufig; von vielen Belegen wissen wir nicht, in welchem Umfeld ein Moos gewachsen ist. Handschriftliche Angaben auf den Herbar-Etiketten in deutscher Schrift und Angaben von Flurnamen, die heute nicht mehr oder nicht mehr in dieser Form existieren, erschweren eine Auswertung erheblich und machen eine detektivische Kleinarbeit beim Aufspüren der fehlenden Information nötig.

Bremi
Gebundenes Kryptogamenherbar von J.J. Bremi (ca. 1850)
Quelle: Herbarien Zürich Z+ZT

Bestimmen

Es erstaunt heute, mit welch einfachen Arbeitsmitteln die Forscher vor 200 Jahren ihre Resultate erzielen konnten. Stehen uns heute eine reichhaltige Bibliothek und leistungsfähige optische Geräte zur Verfügung, mussten sich unsere Kollegen aus den Anfängen noch mit einfachsten monokularen Mikroskopen, bzw. Lupen und einer, dem damaligen Wissensstand entsprechend mageren Literatur an die Bestimmung ihrer gesammelten Moosproben machen. Wissenschaftliche Grundlagen wie z. B. eine Checkliste existierten in vielen Fällen keine und hilfreiche Abbildungen von Habitus und Merkmalen gab es kaum, da die Herstellung von Bildtafeln extrem teuer war. In dieser Zeit waren Vergleichsherbarien sehr wichtige Hilfsmittel für die Bestimmung von Moosen. Diese wurden von den Forschenden zu eigenen Zwecken angelegt - wie die liebevoll gestaltete Sammlung von Johann Jakob Bremi (rechts) - oder auch kommerziell als sogenannte Exsiccaten-Werke vertrieben.

 

Autor: N. Müller 5.2014